Achtsamkeit für die Natur

Was vom Tage übrig bleibt

Blau und Türkis schimmert die Ostsee im gleißenden Sonnenlicht. Doch der Schein trügt, denn wie alle Meere leidet unsere Ostsee unter Plastikmüll. Wie der in die Ozeane gelangt und was jeder Einzelne dagegen tun kann? Darum geht es bei einer Veranstaltung des Naturschutzbund (NABU) am 25. August 2018 in Behrensdorf an der Hohwachter Bucht. 

Der Jahrhundertsommer 2018 sorgte für volle Strände, glückliche Urlaubsgäste und zufriedene Gesichter bei allen, die in den Seebädern ihr Geld verdienen. Was abends nach einem gut besuchten Strandtag auch bleibt, ist jede Menge Plastikmüll... Da die meisten Sonnenanbeter am nächsten Tag wieder saubere Strände erwarten, rücken im Morgengrauen vielerorts Teams der Bauhöfe aus. Sie entfernen nicht nur störenden Seetang, sondern ebenso die unerwünschten Reste vom Vortag: Eispapiere und Plastiktüten, olle Flip-Flops, Getränkedosen, PET-Flaschen, Schnuller, Windeln, Hundekotbeutel und andere Dinge mehr.

Entsorgung in der Natur: sicherlich nicht die Idee der Hundekotbeutel (Foto: Dörte Schmidt)
Entsorgung in der Natur: sicherlich nicht die Idee der Hundekotbeutel (Foto: Dörte Schmidt)

Doch wie sieht es an den zahlreichen Naturstränden der Umgebung aus? Wo sind die fleißigen Heinzelmännchen, die dort aufräumen? Ich bin keine 'Ökotante', die mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Gegend rennt, um das eigene Umfeld zu bekehren. Aber viele Umweltfragen und das, was wir unserem blauen Planeten auch mit dem eigenen Verhalten antun, beschäftigen mich durchaus. Mehr Achtsamkeit ist deshalb mein persönliches Motto – und dafür werbe ich.

Lösung mit Verstand: Mehrweg-Geschirr (Foto: NABU/S. Kühnapfel)
Lösung mit Verstand: Mehrweg-Geschirr (Foto: NABU/S. Kühnapfel)

Wenig ist besser als nichts

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, den fremden Dreck, der mir am Ostseestrand vor die Füße fällt, aufzusammeln und wegzuschmeißen. Nicht groß nachdenken, einfach machen. „Das bringt doch nichts“, klingelt es an dieser Stelle in meinen Ohren. Wenn mit diesem Gedanken alle Leute die Hände lieber in den Hosentaschen behalten, stimmt das. Und klar: Auch sonst, ist das Sammeln im Kleinen eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber, ist wenig nicht besser als nichts? So kann man es ja auch mal sehen. Außerdem mein persönlicher Eindruck: "Wir Sammler" werden durchaus mehr...

Persönliche Funde am Eitzer Naturstrand (Foto: Dörte Schmidt)
Persönliche Funde am Eitzer Naturstrand (Foto: Dörte Schmidt)

Letzte Funde

Bei einem meiner letzten Spaziergänge am Eitzer Naturstrand in Wangels zwischen dem Sehlendorfer und dem Weissenhäuser Strand stolperte ich zunächst über die Reste eines Regenschirms. Ein Sturmopfer nehme ich an. Manchmal ist der Wind eben stärker und schneller als der Mensch. Barfuß möchte man in so ein Ding aber nicht unbedingt reintreten. Nun gut, mir diente der Fund als eine Art Harpune. Anstatt den Müll mit spitzen Fingern anzufassen, konnte ich ihn einfach aufspießen. 

Woher kommt der Plastikmüll?

Manchmal frage ich mich, welche Reise der gefundene Müll wohl hinter sich haben mag. Stammt er aus der unmittelbaren Nachbarschaft oder hat das Meer die Wohlstandsreste von weit her in meine Lieblingsbucht gespült? Vielleicht segelte die kaputte Tüte schon Monate zuvor über die Reling eines Kreuzfahrtriesen? Abgesehen davon, dass diese Schiffe aus meiner Sicht zu den größten Umweltsünden der Gegenwart gehören, wäre die Sache mit der Tüte für die Natur eigentlich noch gut gelaufen. Laut Naturschutzbund (NABU) schickt das Meer nur 15 Prozent der in den Ozeanen entsorgten Abfälle wieder an die Küsten. Der Rest schippert weiter an der Wasseroberfläche oder schlummert auf dem Meeresgrund.

Müll, der nicht ins Meer gehört: Vor der Ostseeinsel Rügen fanden Fischer Gummistiefel, Anglerhose, Fußmatte, Plastikeimer und -planen sowie alte Netze. (Müllsammelaktion „Fishing for Litter“: NABU/Stefan Sauer)
Müll, der nicht ins Meer gehört: Vor der Ostseeinsel Rügen fanden Fischer Gummistiefel, Anglerhose, Fußmatte, Plastikeimer und -planen sowie alte Netze. (Müllsammelaktion „Fishing for Litter“: NABU/Stefan Sauer)

Haltbarkeit 450 Jahre

Gigantische 20.000 Tonnen Müll – davon rund 75 Prozent Plastik und Styropor – schluckt allein die deutsche Nordsee jedes Jahr. Vergleichbare Schätzungen gibt es für die Ostsee. Was den Plastikmüll so gefährlich macht, ist seine Beständigkeit. Wussten Sie, dass sich beispielsweise Einwegwindeln und PET-Flaschen mehr als 450 Jahre halten? Das größte Problem jedoch ist Mikroplastik, das meistens über die Flüsse ins Meer gelangt. Die Teilchen, die kleiner sind als fünf Millimeter, sehen Plankton zum Verwechseln ähnlich und landen deshalb ungewollt auf dem Speiseplan vieler Meeresbewohner. So kommen sie auch zu uns Menschen zurück. Habe ich einen leckeren Fisch auf meinem Teller, blende ich das weitgehend aus. Gedanken mache ich mir dennoch...  

Veranstaltungstipp

Zum Thema Plastik im Meer gibt es viele weitere Aspekte. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem lege ich eine Veranstaltung des NABU/Kreis Plön ans Herz:

 

Samstag, 25. August 2018 um 13:00 Uhr

Meer Müll – Mehr Müll?“

Wie kommt der Müll ins Meer und was kann jeder Einzelne dagegen tun?

Naturerlebnisprogramm des NABU

Treffpunkt: NABU-Infohütte, Parkplatz Lippe/Behrensdorf

Dauer: 2 Stunden

Leitung: Britta Michelsen

Anmeldung: 0172 / 23 57 498

 

Kosten: EUR 3,00 pro Person